Hagiographie:Vedrana

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Inhaltsverzeichnis

Von der Geburt und Kindheit der Prophetin Vedrana

So begab es sich zu der Zeit des Herrschers Diodoros in der Stadt Accyden, dass Iljko, aus dem alten Geschlecht der Nicasia, und sein Weib Didyma den Wunsch hegten, ein Kind zu empfangen. Doch viele Jahre sollte dieser Wunsch unerfüllt bleiben. Stets beteten sie zum Gerechten und viele Jahre blieben sie standhaft im Glauben, so wurden sie vom Gerechten erhört. Gewährt wurde ihnen ihr Wunsch und Didyma gebar eine Tochter und sie gaben ihr den Namen Vedrana. Rein war ihr Antlitz und gesegnet ihr Geist. Und Didyma gelobte, das Kind zum Gefallen des Gerechten zu erziehen. So brachte sie in jedem Jahr nach der Geburt Vedranas dem Gerechten frische Blumen auf seinem Altar in der Stadt dar, speiste die Armen und fastete dreimal sieben Tage. Rein und standhaft war Didyma und so lehrte sie es auch Vedrana. So wuchs sie auf ohne je eine einzige Sünde gegen den Gerechten zu tun und der Gerechte blickte voller Wohlwollen auf Vedrana herab. Da geschah es eines Tages, dass Vedrana als junges Kind geschickt wurde, um Wasser aus dem Bach zu holen und beschwerlich war der Weg, denn er führte sie einen Hügel entlang. Sie Sonne brannte heiß an diesem Tage und als sie den erschöpfenden Weg fast geschafft hatte, sah sie eine alte Frau auf einem Stein hocken -Liebes Kind, siehe ich bin alt und schwach, auch mein Augenlicht ist erloschen, hab erbarmen und schenke mir einen Schluck Wasser.- Und Vedrana zweifelte keinen Augenblick, auch wenn dies bedeutete den Weg erneut laufen zu müssen, und gab der Alten Wasser, auf dass sie trinken konnte. Doch setzte sie sich auch neben sie und sang mit ihrer liebliche Stimme, um ihr Trost zu spenden. Und dem Gerechten gefiel, was er sah, so erklang ein Chor aus himmlischen Kehlen und erfüllte das Land und in seiner Güte, war Vedrana vom Gerechten eine Gabe gewährt, auf dass sie mit ihren Augen das Gute und Böse erkennen und ihr Blick tief in die Herzen der Menschen dringen möge. So verstummte Vedrana und stellte sich vor die alte Frau -Höre, nicht du bist es, sondern das Werk des Neyders, dass deine Augen nicht erkennen lassen, die Schöpfung des Gerechten. Lasse ab von den Irren des Neyders und bekenne dich zum Gerechten, so wirst du seine Gnade spüren- Und Vedrana nahm Wasser in ihre Hände und wusch der alten Frau die Augen und betete dabei -Gerechter, erhöre unser Flehen, denn wir bitten um deine Gnade. Öffne dieser Sünderin die Augen und gib ihr Kraft, dass sie gegen die Versuchungen des Neyders bestehen möge. Zeig ihr die Schönheit deiner Schöpfung, auf dass sie ihren Platz finde. So soll ihr Tun zu deinem Gefallen sein. Gepriesen seiest du Gerechter, für jetzt und alle Zeit.- Das Wunder sollte ihr gewährt werden und der Neyder fuhr aus der alten Frau, auf dass sie ihre Augen wieder öffnen und das Licht der Welt erblicken konnte.

Der Tempelgang

Als sich nun die Zeit ihrer Empfängnis zum achten Male jährte, erklomm Didyma mit ihrer Tochter Vedrana den Tempel der Stadt der Accyden. Doch vor dem Altar wurde Vedrana starr. Sie blickte sich um und sah, dass der Tempel nicht nur eine Stätte zum Gebet und des Dankes an den Gerechten war, sondern von vielen auch mit niederen Absichten genutzt wurde und sie so diesen Platz entweihten. Und nach langen Momenten sprach sie zu ihrer Mutter -So, wie du dem Gerechten immer gefallen hast, so soll dies auch meine Aufgabe sein. Und siehe, ich werde ihm eine Kirche erbauen, in der sein Wille wieder herrschen solleDidyma erschrak bei den Worten und sprach -Mein Kind, welch Worte sprichst du in dieser heiligen Stätte. Habe ich dich nicht gelehrt, was richtig und tugendhaft ist.- Sie nahm Vedrana und brachte sie vor den Priester Menendo, denn er war der Hüter dieser Stätte. -Kind, hegst du Zweifel an den Traditionen, die uns durch den Propheten überliefert sind So sprich frei heraus.- Und Vedrana blickte auf und sah den Priester Menendo so tief an, dass er es an seinem Herzen spürte. -Du stehst vor mir als Diener des Gerechten, so wie du es vor Jahren geschworen hast und doch sehe ich, dass du nicht nur für den Nutzen der Menschen dein Handeln lenkst, sondern auch zu deinen eigenen Gunsten. Wenn du also wirklich ohne Sünden bist, dann sprich du frei heraus.- So stand der Priester vor dem Kinde und kein Wort wollte seine Lippen verlassen und er beugte sein Knie und weinte. -Nicht vor mir sollst du niederknien, denn es ist der Gerechte, der deine Sünden sieht, so sollst du vor ihm Buße leisten, auf dass sein Haus wieder rein ist.- Und Vedrana ging zu ihrer Mutter und sprach -Fürchte dich nicht, denn es ist der Wille des Gerechten. Siehe auf die Stadt. Hier, wo die Menschen Hilfe und Trost finden sollten, wächst die Sünde. Hochmut und Habgier nehmen den Platz ein, wo Barmherzigkeit und Standhaftigkeit stehen sollten.- Doch die Trauer der Mutter war groß, also kniete Vedrana vor ihre Mutter -Siehe in meine Augen und erkenne die Liebe des Gerechten. Mein Glaube in ihn ist groß und niemals werde ich gegen ihn handeln. Sein ist mein Weg und ewig meine Hingabe.- Und als sie nun in Vedranas Augen blickte, war sie überzeugt.

Der Aufbruch

Die Jahre vergingen und Vedrana wuchs zur Frau heran, doch blieb sie rein. Sie widmete sich den alten Lehren des Gerechten und war nach jeder Messe bei den Priestern zu finden, vertieft in vielen Gesprächen. Doch immer stärker bedrückte sie, was sie sah, denn die hohen Priester ihrer Stadt kümmerten sich mehr um ihre Macht und darum sie an ihre Kinder und Bastarde zu vererben, als um die Menschen, deren Fürsorge ihnen eigentlich vom Gerechten befohlen war. Selbst den Patriarchen, das Oberhaupt des Glaubens der Stadt, von denen er einer von sieben Gleichgestellten ist, sah sie, wie er vor die Bürger trat und um den Platz des Regenten warb. Beschämt war Vedrana, denn offensichtlich war seine Gier nach Macht. So ging sie in die Felder vor die Stadt und sie betete für zwei Tage, auf dass sie erkenne, was sie als einzelner Mensch gegen dieses Unrecht tun könne.

Die Offenbarung

Des Nachts blickte Vedrana auf zum Himmel. Dort sah sie auf einen Stern, dessen Leuchten sie in ihren Bann zog. Das Leuchten wurde stärker und bald schon überstrahlte es den Mond. Doch sie spürte keine Furcht. Der Stern wurde immer heller und bald schon war sie in sein grelles Licht gehüllt. Um sie herum verschwand alles, als wäre das Licht wie Nebel, der ihr die Sicht nahm. Doch bald schon öffnete sich vor ihr der Schleier und sie erblickte einen hohen Berg, von solcher Größe, wie sie es sich nie hätte vorstellen können. Und sie konnte wieder den Stern sehen und erkannte, dass sein Glanz vom Gipfel des Berges strahlte. Vedrana schritt einige Schritte vor und es schien als würde sich ihr Blick auf den Schwingen eines Vogels hoch in die Lüfte erheben und sie sah nun auf einen Weg herab, der zum Berg führte. Sie erkannte einige Menschen, wie sie in einer Prozession den Weg nahmen und über jedem Haupt erkannte sie einen Schein aus acht Strahlen. Ihr Blick flog weiter zum Berg. Nun erkannte sie, dass dort an den Hängen des Berges weitere Menschen saßen, jeder mit einem strahlenden Haupte, und sie hörte einen Chor aus Stimmen, der Lobpreisungen an den Gerechten sang. Doch waren auch Gebete zu hören, viele Stimmen riefen zum Gerechten, dass er sie erhöre. Doch erbaten sie nichts für sich selbst. Ihr Blick fiel an den Hängen des Berges und weiter an seinem Fuße vorbei. Kurze Furcht ergriff Vedranas Geist, denn sie blickte auf das Sternenzelt hinab und erkannte die Sphären, die der Gerechte über der Erde geschlossen hatte. Doch sah sie nun auch die Welt und die Menschen, sie sah ihr Leid und hörte ihr flehen. Sie blickte wieder hinauf zum Berg und vernahm einen alten Mann. Er war gekleidet im Gewand eines Priesters und sein Haupt war gekrönt vom Schein von acht Strahlen, doch war dieser Schein heller, als von denen, die weiter unten am Berg saßen. Sein Gesicht war gütig und sein Antlitz von unendlicher Reinheit. Er blickte zum Gipfel und rief -Gepriesen seiest du Gerechter, für jetzt und alle Zeit. Erhöre das Flehen deiner Kinder, auf dass sie auf Deinem Wege wandeln können.- Und der Gerechte erhörte ihn. Wieder blickte Vedrana nieder und sie sah, wie ein Wunder auf der Welt geschah. Und der alte Mann stimmte in einen Gesang ein -Gelobt sei der Gerechte, für jetzt und alle Zeit.- Der Glanz des Sterns verschleierte wieder Vedranas Sicht und als er wieder schwächer wurde, fand sie sich auf dem Felde in der Nacht. Und als sie sich umsah, so erkannte sie fern am Horizont den Glanz der aufgehenden Sonne. Auch wenn sie scheinbar die ganze Nacht auf dem Felde stand, so fühlte sie sich erholt und voller Eifer. Sie kehrte in ihr Heim zurück und verabschiedete sich von ihren Eltern -Höret da ich sein Zeichen erhalten habe. Ich werde fortziehen und den Willen des Gerechten verkünden. Sorgt euch nicht, denn die Heiligen und ihre Chöre werden bei mir sein.- Nun da die Zeit des Abschieds gekommen war, deckten sie den Tisch mit allen Gaben, die ihnen durch den Gerechten vergönnt waren. Und Vedrana nahm den Krug mit süßen Wein und schenkte allen ein -Unter den Augen des Gerechten sind wir hier versammelt und erbitten seine Gnade, so lasst uns zusammen trinken und füreinander beten.- Dann nahm sie ihren Becher und trank -Oh Gerechter, gib uns Kraft, dass wir auf deinem Wege bleiben und standhaft bleiben gegen die Versuchungen des Neyders. Gepriesen sei der Gerechte, für jetzt und alle Zeit.- Nach diesem Mahl verließ sie ihr Haus und einzig trug sie einen Beutel bei sich, in dem sie Hemd und Schreibzeug legte. -Gerechter, ich gebe mich in deine Hände. Sei mir Brot, wenn ich hungere, sei mir Wasser, wenn mich dürstet, sei mir Trost in finsterer Stunde, so soll ich nicht zweifeln und nicht wanken.-

Die Aufgabe

Es wart zu der Zeit als Plagen in den Städten herschten, dass der Rat der Patriarchen in der Stadt der Gleywen zusammentraf. So führte auch Vedranas Weg in die Stadt, geleitet durch den Willen des Gerechten. Sie kam zum Tempel und begehrte Einlass, um vor den Rat treten zu können, doch die Wachen lachten nur -In diesem Haus des Gerechten beraten die, die in seinem Willen über die Gläubigen wachen. Warum glaubst du, wärest du würdig, vor sie treten zu können- -Du, der du geschworen hast, die zu schützen, die Diener sind im wahren Glauben, sage mir, ob du selbst glaubst, dass du am rechten Platze stehst. Ist es nicht so, dass in dieser Stätte mehr sündige Geschäfte getrieben werden als jene, die den Menschen Hilfe und Trost sein sollten. Siehe auf diese Stadt, und siehe auf ihre Menschen, denn von vielen vernahm ich, dass sie durch Plagen heimgesucht werden. Und hier stehst du nun gewappnet und zum Kampf bereit. Was wirst du dem Gerechten sagen, wenn du vor deiner Waage stehst. Welche Taten wirst du nennen, wenn du gefragt wirst, wie du den Weg beschritten hattest. Wirst du sagen, du hättest aufrechte Frauen mit Waffen gedroht und die, die in seinem Haus sündigten, geschützt. Wisse denn genauso schwer wiegt die Schuld, wenn man die Sünde lässt gewähren.- Die Wachen eilten zum Tempelhüter und berichteten ihm. Die Fügung ließ, dass eben der Priester Menendo an das Tor des Tempels kam und als er in die Augen Vedranas blickte, erkannte er sie. Vedrana sprach gütig zu ihm -Der Wille des Gerechten hat unsere Wege erneut vereint.- Und Menedo antwortete -So hat mir der Gerechte die Gelegenheit gegeben, ihm zu zeigen, dass mein Glauben fest und mein Geist rein geworden ist.- und er ließ sie eintreten. Und so gelangte Vedrana vor den Rat der sieben Patriarchen. Staunen war in ihren Gesichtern zu sehen, als eine junge Frau in einfacher Kleidung in ihre Runde trat. Vedrana schaute in die Gesichter und sie erkannte dunkle Schatten der Sünde auf ihnen. Hochmut und Eitelkeit, Völlerei und Wollust und vor allem Neid hing ihnen an. Nur einer unter ihnen, Bardas, war rein und aufrichtig im Glauben. Vedrana verneigte sich vor ihm -Gegrüßt seiest du und ihr anderen, die ihr euch auf seinen Namen berufen.- Zorn stieg in den Patriarchen auf, doch der sanfte Bardas sprach -Wer bist du, Kind, die du so frech an uns das Wort richtest- -Mein Name ist Vedrana, Tochter von Iljko aus Akydios. Doch bin ich nur ein Bote, denn geschickt wurde ich in seinem Willen, denn ein neuer Weg wird verkündet, um den Menschen sein Wort zu bringen.- Da riefen die anderen laut durcheinander, dass man diese Wirre rauswerfen solle, doch gebot ihnen Bardas Einhalt -Höre mich, Vedrana, Plagen bedrücken unsere Städte und wir können unsere Zeit nicht opfern, deinen Geschichten zu lauschen, wenn die Bürger Not leiden.- -Dann möge mich der Gerechte leiten und ich werde euch von den Plagen befreien, wenn ihr dafür gelobt, dass ihr hören werdet, was ich bei meiner Rückkehr zu verkünden habe.- Da war das Gelächter groß und nacheinander willigte jeder einzelne ein. -So wie es heute gesprochen wurde, so nehme ich euch beim Wort. Der Gerechte sei mein Zeuge.- Vedrana verließ den Tempel und begann ihren Weg.

Von der ersten Plage. Der vergiftete Brunnen

So begab es sich, dass Vedrana aus dem Tempel trat und durch die Stadt Geleva ging. Da erreichte sie den Brunnen am Stadttor. Und sie war erschöpft und durstig, so griff sie nach einem Krug. Doch kam ein alter Mann zu ihr -Höre auf meinen Rat und trinke hier nicht. Das Wasser ist verdorben. Viele kommen hier vorbei und sie trinken davon, doch nach einigen Tagen werden sie blass und leiden Krankheiten.- Sie blickte tief in den Brunnen und es wart ihr, als sähe sie einen dunklen Nebel im Wasser und sie fragte -Sag guter Mann, ist dies die Plage eurer Stadt.- und der Mann antwortete -Viele sind schon dem Siechtum erlegen und auch Reisende und Händler, die es nicht besser wussten. Es spricht sich herum, und sie bleiben fern. So leidet die ganze Stadt.- Und Vedrana sprach -Glaube an den Gerechten und bete, so wird er dich erhören. So werde ich die Nacht im Gebet in der Nähe verweilen. Möge er uns das Neyderwerk erkennen lassen.- Am Morgen kamen einige Leute und sahen Vedrana am Brunnen stehen und sie berichtete ihnen -Gute Menschen, der Gerechte sandte mir einen Traum. Und in diesem wart es, dass im Schutz der Nacht niemand anderes als der Neyder hier erschien. So leise und verstohlen wie der Wind kam er auf den Platz, gehüllt in dunkle Kleider, doch mit glühenden Augen. Und so stellte er sich vor den Brunnen und dort hatte er Steine in der Hand. Durch den Mondenschein glänzten sie im dunklen Schein wie geschlagenes Eisen. Und ich sage euch, er warf sie in den Brunnen.- Und als einer hinab stieg, da fand er siebzehn dieser Steine und schwarz glänzten sie und färbten alles was sie berührten. Und die Leute dankten Vedrana, doch sie sagte -Danken sollt ihr nicht mir, vielmehr dem Gerechten, denn durch euren Glauben in ihn sollt ihr vom Neyderwerk geschützt sein.- So erbauten sie einen Schrein am Brunnen, an dem sie jedes Mal dem Gerechten ein Gebet schickten, wenn sie Wasser holten. Und Vedrana verließ die Stadt und begab sich auf ihren Weg.

Der geschlagene Neyder

Als die Sonne gen Horizont fiel, setzte sich Vedrana unter den weiten Schatten einer Steinweichsel zum Abendgebet. Da sollte sie gestört werden durch ein lautes Gelächter. Als sie nach oben blickte, sah sie in das Gesicht eines Kindes, aber seine Züge waren hart und kalt. -Warum störst du mich im Gebet- fragte sie und da antwortete er -Ich kenne dich, Vedrana. Du hast mich in meinem Spiel gestört, und es ist mir nicht recht, dass du mich verleugnest. Nie habe ich dir ein Unrecht getan.- Da erkannte Vedrana den Neyder in der Gestalt des Kindes, doch blieb sie standhaft, -Verstoßener, welch List du auch ausgeheckt hast, der Gerechte ist bei mir und er sei mein Schild.- Doch der Neyder lachte nur -Mein gutes Kind, welch Bild hast du nur von mir. Nichts Böses ist mein Begehr, lediglich mit dir zu sprechen sei mein Wunsch.- Da spie Vedrana aus und verfluchte ihn -Scher dich weg, nichts gibt es, das ich von dir hören will. Einzig Lügen würgst du hervor. Bestraft und verflucht wurdest du ob deines Neides, auf dass du ewig leiden mögest. Ich fürchte dich nicht.- Voller Zorn war er darauf und er sprang schreiend auf dem Ast herum, bis er brach. Fast sollte er Vedrana treffen, doch wich sie aus. Da erschien der Neyder in der Gestalt eines schönen Jünglings und süßer als Honig klang seine Stimme -Vedrana, falsch siehst du mein Wirken. Sind es nicht die Menschen, die die Sünden begehen. Beklagtest du es nicht darüber. Und bestraft werden sollen sie hierfür. Sie, die abgekommen sind vom Weg, sollen einkehren in die Unterwelt. Siehst du nun, dass es wahre Hilfe ist, die ich dir biete.- Da griff Vedrana nach dem Ast und schlug nach dem Neyder und der Gerechte führte ihre Hand. Wimmernd und jaulend brach er zusammen und zerfiel in hundert schwarze Ratten, die in alle Richtungen flohen. So blieb Vedrana standhaft gegen die Verführungen des Neyders und sie nahm den Ast und er sollte fortan ihr Wanderstab sein und sein wohliger Duft erfüllte jeden Ort, durch den sie schritt.

Von der zweiten Plage. Knochenmusik

Als Vedrana die Stadt Pyceos erreichte, da fand sie das Stadttor unbewacht. Niemanden sah sie weit und breit und so ging sie hinein. Da hörte sie einen leisen Klang, dem sie folgte, und fand die Quelle der Melodie in der Halle eines alten Hauses. Doch was sie dort sah, erschütterte sie tief. Auf den Tischen stand ein Mann und er spielte auf einer Flöte, die geschnitzt war aus menschlichen Knochen. Um ihn herum tanzten dutzende Frauen und Männer, ihre Leiber der Unzucht ausgesetzt. Doch weiter außen lagen um so mehr tote Körper. Einige so alt, dass sie zu Gebeinen verfallen waren, andere jung, dass ihre Füsse noch bluteten. Und dann schritt der Neyder in der Gestalt eines schönen Jünglings durch eine Tür, gekleidet in teuren, gefärbten Tüchern, bei sich führte er ein Mädchen, gerade erst das reife Alter erlangt, und er begann mit ihr zu tanzen, wilder und wilder, bis auch sie ihren Verstand verlor. Da zeigte der Neyder ein anderes Gesicht. Ihm wuchsen Hörner, ein Schwanz und tanzte auf Hufen, doch die Menschen tanzten weiter um ihn her wie um eine Götze. Nach einiger Zeit verschwand er. Da betete Vedrana, auf dass der Gerechte ihren Willen stärke, dann schritt sie in die Halle und sang dabei eine Litanei auf den Gerechten. Sie ging durch die Menge und einige zischten wie Schlangen, als sie näher kam und andere hielten sich die Ohren und fielen zu Boden. So erreichte sie betend den Flötenspieler. Und einige der Tänzer erwachten aus ihrem Schlaf und groß war ihre Scham, da stimmten sie in das Gebet ein, damit der Gerechte ihnen vergebe. Doch nun spielte der Flötenspieler auf und schneller wurde der Tanz. Doch mehr wachten auf und stimmten ein, da zeigte der Spieler sein wahres Gesicht und auch ihm wuchsen Hörner und sein Körper krümmte sich wie der einer Schlange. Vedrana hob ihren Stab und schlug auf die Flöte, worauf sie und das Geschöpf des Neyders in tausend Stücke zerbrachen. Die Musik erstarb und mit ihr alle Tänzer, die nicht erwachten und das Gebet teilten.

Von der dritten Plage. Der Zweifel des Wantronden

Schon lang war Vedranas Weg denn weit war es nach Vakaijos. Er führte zur Küste, entlang vieler Klippen. Sie konnte am Horizont die ersten Häuser der Stadt erkennen, doch müde waren ihre Beine und die Füße schmerzten, so hielt sie bei einer Hütte an den Klippen, um zu rasten. Dort sah sie Ebegei still sitzen mit dem Blick auf das Meer gerichtet. Und Vedrana ging zu ihr und fragte -Trauer steht in dein Gesicht geschrieben, was ist es, dass dir Kummer bereitet.- Da antwortete Ebegei -Blicke auf das Meer. Es bringt Frieden und Ruhe, doch mir bringt es nur Einsamkeit und Sehnsucht. Viele vor dir kamen zu diesem Ort, doch jeder sollte mich wieder verlassen. Sie gingen alle über die Klippe und das Meer gab sie nicht wieder zurück.- Da erschrak Vedrana -Aber welchen Grund sollte es geben, dass sie ihr Leben aufgeben. Ist es doch unsere Aufgabe nach dem Achten Tage zu streben.- Ebegeis Blick war voller Wehmut -Erlebtest du nie die tiefe Sehnsucht. Spürtest du nie die Leere in deinem Herzen. So wie in den Weiten des Meeres sich alle Wellen in einem gemeinsamen Rauschen vereinen, so vergeht jeder Einzelne von uns. Klein und unbedeutend. Wieviel Zeit ist bis hier vergangen und wie viel soll noch vergehen. Ein Herzensschlag, ein Augenschlag, nicht mehr sind wir in seiner Ewigkeit.- Da ergriff Vedrana der Schwermut und sie blickte hinaus auf das Meer und spürte seinen Frieden. Und es war als hörte sie eine leise Stimme -Komm zu mir und deine Trauer soll enden. Ergebe dich mir, nicht weiter sollst du leiden.- Doch nun erkannte Vedrana die List des Neyders. So sprach sie zu Ebegei -Ist es nicht der Gerechte, der mit seinem Willen alle Dinge so schuf, wie sie sind. Und schenkt er uns nicht in seiner Güte Wunder und nimmt so Teil an unserem Weg. Es ist doch der Gerechte, der nach unserem Leben all unser Wirken aufwiegt und jeden einzelnen richtet. Und geschenkt hat er uns das Nachleben, damit wir so wie wir sind, doch ohne Leid, den Achten Tag erwarten können.- Da stand Vedrana auf und nahm Ebegeis Hände -Jedem einzelnen sei durch seine Geburt die Aufgabe gegeben im Sinne des Gerechten zu streben, so wie es ein jeder vermag, ob Fürst oder Bauer. Und der Gerechte ist mit jedem, der zu ihm betet. So erkenne das Werk des Neyders, der Zweifel gesäht hat in deinenm Herz. Schwöre ihm ab und tue Buße, auf dass du zurückkehren kannst auf den Weg des Gerechten.- So stieg Ebegei viele Male die Klippe herab und jedes Mal trug sie einen Stein mit herauf, viele Tage und Wochen vergingen und mehr und mehr sammelte sie und türmte sie auf, bis sie einen Schrein vollendete, der selbst von der Stadt Vakaijos aus gesehen werden konnte. So verstummten die Lockrufe des Neyders.

Von der vierten Plage. Die Marionette des Neyders

So zog Vedrana in die Stadt Omidaeia, und wohin sie blickte fand sie Zwietracht. Überall fand sie Freunde und selbst Brüder, die in Streit auseinander gingen. Da sah sie in einer Gasse einen Mann, er war von kleinem Wuchs, sein Gesicht war von tiefen Falten gezeichnet, doch trug er ein aufwendiges Gewalt, ähnlich dem eines hohen Priesters, doch ohne seine Signien. Auch sah sie einen Schatten über seinem Haupte schweben, so folgte sie ihm. Da traf er zwei Frauen und sie begrüßten ihn, doch nachdem er kurz zu ihnen sprach und weiterging, begannen die Frauen zu streiten und rissen sich ihren Tant gegenseitig vom Leib. Weiter ging der Mann zu einem kleinen Platz und nun sah Vedrana, dass er sich eigenartig bewegte, denn zum einen waren seine Schritte klein, dann wieder groß, mal bewegte er einen Arm, dann wieder schien es als würde er einen Moment schweben. Alle seine Gelenke tanzten als seien sie Blätter im Spiel mit dem unberechenbaren Wind. Da erkannte Vedrana den Neyder, der über diesem Manne schwebte. Er war es, der ihn mit Fäden lenkte, und ihn so zu seinem Spielzeug, ja zu seinem Ketzer, machte. Da erreichte er einen kleinen Platz und der Ketzer begann zu sprechen und einige Menschen blieben stehen und waren gebannt von seinem Worte. Denn zuerst begann er von der Schönheit der Schöpfung zu sprechen und seine Worte waren süß und die Menschen hingen an seinen Lippen. Doch dann begann er von dem Fall des Neyders zu sprechen, und seine Geschichten waren verzerrt von Lügen, doch geschickt verhüllt in geheuchelte Lobpreisungen an den Gerechten. Der Schatten breitete sich über den Platz aus und immer mehr wurde die Menge in seinen Bann gezogen, und der Neyder über ihm lachte und ließ ihn an den Fäden tanzen. Doch nun begann der Neyder sein wahres Werk und seine Lügen ließen zu, dass sich eine Frau gegen ihren Ehemann Imonaswandte und er auch gegen sie, denn nur noch Neid und Hass waren in ihrem Blick. Da schritt Vedrana vor und mit lauten Rufen unterbrach sie diese Ketzerei. -Kein weiteres Wort soll er zu euch sprechen, denn durch eine List verdirbt er euch. Denn verlassen hat er den Weg des Gerechten und einzig ein Werkzeug des Neyders ist er geworden. Nichts weiter als süßes Gift sind seine Worte und nichts als Zwietracht säht er.- Da schlug sie mit ihren Stab auf den Boden und betete gen Himmel -Möge sein Glanz den Schatten vertreiben und sein Licht die Wahrheit bringen.- Da öffneten sich die Wolken und Licht flutete den Platz. Der Ketzer fiel zu Boden und der Glanz seines Gewandes erschien nun als Lumpen, die mit dem Fell von schwarzen Katzen geschmückt waren. Die Menschen erschraken und erkannten die Täuschung und Vedrana rief -Erkennt den Ketzer und seine Lügen. Im Glanze des Gerechten liegt er nun im Elend. Er ist der Quell eurer Plage, ist er besiegt so ist sie es auch.- Da umringte ihn die Menge und schleppte ihn hinfort.Doch bevor Vedrana die Stadt verließ, ging sie zu Imonas und seiner Frau und sie sprach -Der Neyder hat Schande auf eure Verbindung gebracht, so betet zum Gerechten, und bittet um seinen Segen.- Vedrana nahm ihre Hände, legte sie übereinander und bedeckte sie mit einem Tuch, -Oh Gerechter, gib ihnen deinen Segen, und so wie es dein Wille ist, sollen sie vor die Verbunden sein. Gib ihnen Kraft, dass sie sich achten und ihre Kinder im festen Glauben erziehen. Versprecht dieses vor dem Gerechten.- Da versprachen sie und Vedrana erwiderte, -Der Gerechte sei Zeuge in eurem Bund und sein Segen sei euch gegeben, dass er nicht wieder getrennt werde für jetzt und alle Zeit.-

Von der fünften Plage. Vom falschen Reichtum

So geschah es, dass Vedrana an einem Bach auf einen Mann traf. Er war gehüllt in Lumpen, sein Gesicht erfüllt von einem verzerrten Lachen und er saß in einer Grube, wo er mit bloßen Händen im Boden kratzte. Als sie ihn fragte, wie weit es noch nach Avardena wäre. da schrie er -Hinweg, hinweg mit dir. Es ist alles mein. Ein weiterer Schritt und du sollst es bereuen.- Vedrana erschrak ob dieser Worte und ging weiter. Doch bemerkte sie einen verdorbenen Geruch. Auf ihrem Weg fand sie noch mehr Menschen, die wie der erste waren. Bei einem stand ein Priester, doch war auch er erfolglos. Da fragte sie den Priester, der den Namen Santin trug -Werter Patrus, bitte sagt mir, was ist mit all diesen Menschen geschehen.- Und er antwortete -Es ist die Habgier, der sie sich hingaben. Einst waren sie wohlhabend und litten nie einen Mangel, doch verloren sie ihren Verstand. So kratzen sie im Boden, bis sie ihr eigenes Grab ausheben.- Da begab sich Vedrana auf einen Hügel, von dem sie die Stadt sehen konnte und betete zum Gerechten. Und der Gerechte sandte ihr einen Traum. Der Neyder ging durch die Straßen der Stadt und er schenkte einem reichen Händler einen Edelstein und diesen trug er vor sich her und viele bewunderten ihn. Doch wenige Tage später gab der Neyder einem anderen eben einen gleichen Stein und wieder am nächsten Tag noch einen weiteren. Da packte den Händler die Gier und er suchte etwas Neues, um die Bewunderung zu finden, doch immer wenn er etwas fand, da sorgte der Neyder dafür, dass die anderen das selbe bekamen. So überstieg die Habgier seinen Verstand. Und da kam Neyder zum Händler und zeigte ihm güldenes Gestein, dass er vor der Stadt finden könne und er sagte ihm, dass er nur genügend finden müsse, um endlich wieder Frieden zu finden. Da erwachte Vedrana und blickte gen Himmel, und der Glanz eines Sterns zeigte ihr eine Stelle am Flussufer, an dem feiner Sand zu finden war. Da bat Vedrana, dass der Gerechte den Sand segne, und es geschah. Am Morgen traf sie wieder den Priester Santin und sie gingen zu den Besessenen und sie nahm etwas Sand und sprach -Höret, ihr, die ihr der Versuchung des Neyders erlegen seid, möge euch der Segen des Gerechten ein letztes Mal Klarheit bringen.- und sie warf den Sand über sie, -seht, was euch der Neyder an Schätzen darreicht. Es ist nicht Gold, nein, der Neyder presste euch den Schwefel seiner Unterwelt und ließ ihn durch eure Gier glänzen.- Da blickten sie herab und einige flohen schreiend und klagend aus ihren Löchern, doch andere lachten nur und die Erde brach über ihnen ein und der Boden verschluckte sie.

Von der sechsten Plage. Das tollwütige Untier

Der Abend legte sich über das Land, als Vedrana die Stadt Dorheija erreichte. Auf der Suche nach einer Herberge ging sie durch die Stadt, doch traf sie kaum einen Menschen. Da fand sie vor einem Haus einen großen Mann gebückt stehen. Er wimmerte und klagte und als sie sich ihm näherte, da erkannte sie, dass er vom Neyder besessen war, denn seine Haut war verfärbt, sein Mund voller Schaum und aus seinen Augen ronn Blut. Und er schaute sie an, wie ein Tier, dass auf Beute aus war, den Blick voller Hass und die Hände zu Klauen verkrüppelt. Da griff Vedrana in ihren Beutel und nahm eine Hand voll Sand und warf es dem Biest entgegen, -Geschöpf des Neyders, durch meine Hand seiest du geschwächt und geblendet.- Da schrie er voll Schmerzen auf und verschwand in einer Gasse. Vedrana verließ den Platz und fand ein Gasthaus, und es war leer und sie fragte den Wirt -Sag, was passiert in dieser Stadt, denn keinen Menschen traf auf dem Weg, doch fand ich einen Besessenen des Neyders.- und er antwortete -Furcht beherrscht die Stadt, denn des Nachts geht ein Fluch um. Gute Menschen werden vom Neyder erfüllt. Niemand ist mehr sicher und für jeden Verfluchten, den die Wachen fangen, tauchen zwei neue auf.- Da versprach Vedrana zu helfen und am Morgen ging sie zum Hauptmann der Wache -Höre, willst du das Übel besiegen so musst du die Wurzel finden. Gib mir acht deiner Männer, die standhaft sind im Glauben, und die Stadt soll von der Plage befreit werden.- Und so tat er es. Da ging Vedrana zu den Wachen und sprach -Ihr seid erwählt, denn stark seid ihr im Glauben. So sollt ihr den Segen des Gerechten erhalten, da ihr gegen das Wirken des Neyders kämpfen werdet. Mutig und standhaft sollt ihr sein, wenn ihr seinen Geschöpfen entgegen tretet. So wird der Gerechte eure Hand leiten.- Da stimmte Vedrana Gebete und Lieder an und zog mit den Wachen in die Stadt. So verging der Tag und der Abend aber sie dürsteten und hungerten nicht. Da führte sie der Gerechte hinaus vor die Stadt zu einigen Hügeln und vor einer Höhle fanden sie ein Untier. Ähnlich einem Hund doch mannshoch, sein Fell wie Gestrüpp übersäht mit kahlen Stellen und eiternden Beulen. Die Augen leuchteten fahl, das Maul voll mit Hauern wie die eines Ebers, an denen der gelbe Schaum klebte. Da rief Vedrana aus -Sehet und erkennt den Quell des Bösen. Dieses Untier vergiftet die Menschen. Treibt es zurück in die Unterwelt und befreit sein soll eure Stadt. Seid standhaft im Glauben und der Gerechte wird bei euch sein.- Und wieder stimmte sie die Wachen im Gebet ein und mit ihren Liedern kämpften sie gegen das Untier. Niemals unterbrachen sie ihr Lied und am Morgen des dritten Tages war das Tier erlegt. So zogen sie zurück in die Stadt, das Untier auf Stöcken gespießt als Zeichen ihres Sieges, und empfangen wurden sie von den Menschen mit Jubel und Dank. Doch Vedrana blieb zurück. Sie ging nicht durch das Tor, denn sie wollte nicht gefeiert werden. Sie zog weiter, zurück nach Akydios, der letzten Stadt, um ihr Versprechen zu erfüllen und zu tilgen die letzte Plage. Dennoch verbreitete sich die Kunde dieser und ihrer anderen Taten schnell und sie Menschen erkannten sie auf ihrem Wege.

Von der siebenten Plage. Der Sturz

Vedrana schritt durch das Tor von Akydios und sie wurde vom Volk gegrüßt. Wo sie ging, wurden Blüten gestreut, und die Menschen sangen Lieder und priesen den Gerechten. Sechs der sieben Städte hat sie besucht und alle Flüche gelöst. Die Menschen wurden von den Plagen befreit und so kam sie nun zurück nach Akydios, um hier die letzte ihrer Prüfungen zu bestehen und somit ihr Versprechen zu erfüllen. Und sie ging zum Tempel der Stadt, der hoch auf einem Hügel stand und trat dort wieder vor die Patriarchen der Städte, denn die Kunde ihrer Taten verbreitete sich schnell und hierher wollten sie kommen, um die letzte mit eigenen Augen zu sehen. Doch fehlte einer in ihren Reihen. Hoch oben auf den Stufen vor dem Portal des Tempels stand Mentellin, Patriarch von Akydios. Da sie selbst dieser Stadt entstammte, kannte sie diesen Mann und seinen Ruf. Er, der er als Patriarch das Oberhaupt des Glaubens in Akydios sein sollte, hatte sich vor Jahren auch das Amt des Obersten der Stadt erschlichen. Und seither ging es den Menschen immer schlechter, denn niemand wagte es gegen ihn zu sprechen. Und andere hatte er durch seine ausschweifenden Feste auf seine Seite gebracht. Vedrana sprach -So höre meine Stimme, denn sie kündet von den Worten des Gerechten. Denn er ist es, der mich hierher sandte. So vernehme seinen Willen.- Furcht und Zorn war in Mentellin, denn er fürchtete um seine Macht. Und er verdammte sie und trachtete um ihr Leben. Da rief er laut aus -Nicht der Gerechte, nein der Neyder hat dich geschickt. Verschwinde aus meiner Stadt und kehre zurück in die Unterwelt, wo du brennen sollst in alle Ewigkeit.Siehe auf diese Mauern meines Tempels. So fest wie sie stehen so standhaft bin ich auch gegen deine Lügen.- Doch Vedrana antwortete -So wie es durch dich gesprochen, so soll es dein Urteil sein. Denn die Plage in dieser Stadt bist du selbst. Dein Wahn und deine Habgier bringen den Menschen nichts als Not und Armut. Während du in Völlerei und Wollust lebst, blutet deine Stadt. Den Namen des Gerechten hast du missbraucht, und die Menschen hast du belogen und in die Irre geführt. So sei dein Schicksal eben jenes, dass du mir gewünscht hast.- Und sie hob ihren Stab und schlug gegen die erste Stufe des Tempels. Ein Grollen und Zittern erfüllte den Boden und der Tempel wurde von einem Beben erschüttert und in einem Augenblick stürzte das Bauwerk zusammen und hinterließ nichts als einen Berg aus Schutt. Und so verschwand der Patriarch Akydios.

Der Kirchenbau

Vedrana stieg auf einen großen Stein und sprach zu den Menschen -So habt ihr alle die Stärke des Gerechten erfahren und gesehen, wie diejenigen, die dem Neyder verfallen sind, bestraft werden. Niemals mehr soll das Haus des Gerechten durch Niedertracht und Habgier entweiht werden. Und wahrlich ich sage euch, wenn euer Glauben an den Gerechten stark ist, so soll auch seine Gnade euch allen zuteil werden. So kommt her und tut euer Werk und wir werden in sieben Tagen dem Gerechten eine Kirche bauen, die seines Glanzes würdig ist.- Da erhob Bardas, der Patriarch der Gleywen, den ersten Stein und so begann der Aufbau der Kirche. Und wie es prophezeit wurde, so geschah das Wunder, dass am siebten Tag ein Bauwerk auf dem Hügel strahlte, das dem Gerechten wahrlich würdig war. Und von überall her kamen Menschen und sie schmückten die Hallen, bemalten die Wände und verzierten die Altäre. Sie Sonne stieg in den Zenit und die Patriarchen schritten in die Kirche und fanden Vedrana am Altar zum Gerechten betend. Da sagten sie zu ihr -Vedrana, der Gerechte hat dich uns gesandt und so geben wir uns in deine Hand. Offenbare uns seinen Willen und so wollen wir gehorchen.- Und Vedrana antwortete -So soll eure Tat der Schlussstein der erneuerten Kirche des Gerechten sein.-

Die Weihe

Es wurden all die Geistlichen der Stadt in die Kirche gerufen, da Vedrana das Wirken im Glauben erneuerte. Sie stand am Altar und die Patriarchen vor ihr -Der Gerechte hat mich gesandt, um seine Kirche zu erneuern und so entbinde ich euch von eurer alten Macht. Legt ab all eure Zeichen und die Gewänder des alten Weges. Von Neuem sollt ihr beginnen und gleich sein unter den Dienern des Gerechten.- So standen sie in einfachen Gewändern vor ihr und traten in die Menge und sie sprach -Höret, sein Wille ist, dass seine Diener in einem eigenen Stand vereint sein sollen, eingelassen durch eben seinen Segen. Ein jeder soll um die Lehren wissen und dem Gerechten vollkommen ergeben sein. Und so soll es die geben, die fähig sind, seine Worte zu sprechen, den Menschen Trost zu geben und sie im Willen des Gerechten auf dem Weg zum Achten Tag zu leiten. Dieses sei seine Priesterschaft und ihrem Wirken soll der Gerechte beiwohnen. Und es sei verkündet, dass sich aus dem Kreis seiner Priesterschaft einige hervortun, die sie leiten mögen. Diese seine Bischöfe sollen wirken, wo Priester es nicht vermögen. Sie sollen entscheiden wer in den Stand der Diener des Gerechten aufgenommen wird, und diesen sei die erste Weihe geben. Auch sollen sie richten über die, die in seinem Stand die irdischen Regeln brechen. Doch sollen sie sich immer gewahr sein, dass sie keusch bleiben mögen und nicht streben sollen nach weltlicher Macht, denn ihr Handeln soll einzig dem Streben nach dem Achten Tage gelten. Im Namen des Gerechten verkünde ich seinen Willen. Denn einer sei auserwählt seine Kirche zu führen, in seinem Namen zu sprechen und seinem Willen zu gehorchen. Er soll der erste sein und die Diener des Gerechten unter sich vereinen.- Vedrana schwieg und blickte in die Menge. Dort fand sie Bardas, der zuvor noch einer der Patriarchen war. Sie hieß ihn vor den Altar zu kommen und sprach -Höre und schwöre, denn dies ist der Wille des Gerechten. Durch dein Wirken hast du ihm gefallen, so sei es dir Geschenk und Bürde. Dir sei sein höchstes Amt gegeben und du sollst als sein erster Diener seine Stimme auf Erden sein. Doch wisse, dass dein Wirken einzig den Menschen und dem Streben nach dem Achten Tage gelten solle und nicht deinem eigenen Nutzen. So sollst du nicht streben nach weltlicher Macht und sollst du keusch bleiben, denn nicht durch Erbe oder Handel soll diese deine Aufgabe weitergegeben werden. Du sollst bis zum Übergang ins Nachleben dieses Amt innehaben und erst dann werden die Bischöfe, die durch dich die dritte Weihe erfahren haben, zusammentreffen und sie mögen, geleitet durch den Willen des Gerechten, einen erwählen, der würdig ist. Gegeben sei dir der Segen des Gerechten und durch dich sollen alle Bischöfe und alle Priester diesen Segen erhalten, auf dass der Gerechte in allen Synitheia, die sie sprechen, beiwohnen werde. Es ist das Licht, das der Mensch bei seiner Taufe erblickt. Er ist Ohr in jeder Messe, wenn die Gläubigen ihn rufen. Er ist das Band, das Mann und Frau in ihrer Ehe verbindet. Er ist die Hand, die in das Nachleben leitet. Er ist Richter, wenn er die Taten wiegt. Und blicken wird er auf seine Diener, wenn sie ihre Weihen erhalten. Schwörest du dem Willen des Gerechten ergeben und ohne Zweifel zu gehorchen, standhaft und ohne Makel den Verführungen des Neyders zu widerstehen die Lehren der Heiligen und ihr Vermächtnis zu wahren und die Menschen auf den Weg zum Achten Tage zu leiten.- Und Bardas schwor. Also gab Vedrana ihm die Insignien und nahm seinen Kopf in ihre Hände -Gerechter, ich gebe dir hier deinen ergebensten Diener. Gib ihm deinen Segen, auf dass er durch deinen Willen die Menschen leite, deinen Glauben schütze und deinen Glanz mehre.- Dann nahm sie einen gläsernen Krug mit Wasser und wusch ihm die Augen und die Hände -Seien deine Augen stets offen, auf dass du die Wahrheit erkennen mögest. Und mögen deine Hände Segen bringen.- Hiernach sprach Vedrana zu allen Anwesenden -So tragt die Kunde überall hin, denn ihr habt euren Idomeos bekommen. Kniet nieder, schwört auf ihn und so sollt ihr den Segen erhalten. Doch meine Aufgabe sei erfüllt und verlassen werde ich euch jetzt. Gepriesen sei der Gerechte für jetzt und alle Zeit.- Die Menschen waren voller Freude und feierten Bardas, den ersten Idomeos. Und so wichtig war dieses Ereignis, dass in den Büchern die Zeitalter neu gezählt werden sollten, so schreiben wir hier das erste Jahr nach der Weihe.

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