Ach ja, für alle, die es interessiert: Das hier wäre die ganze Predigt gewesen, was die Verlobung angeht
Ein Sprichwort sagt: „Wer kärglich sät, wird kärglich ernten.“ Liebe Leute, seid klug und verstehet den Sinn dahinter! Es heißt nämlich nicht, dass wer mehr Saat ausstreut als der andere, dass er mehr ernten wird als der andere! Nein, es geht um das Halten von Maß!
Maßhalten ist eine ritterliche Tugend, und sie ist nicht nur eine Tugend für den weisen Herrscher oder den gerechten Ritter. Nein... sie gilt auch für die besonnene Frau und die in ihrem Anstand hoch geschätzte Dame.
Zucht und Anstand gelten weiterhin ebenso für den Herren, wie sie auch für die Dame gelten, und es ist sittsam, sich stets an die Regeln zu halten.
Doch was tun, wenn das Gegenüber sich nicht auf die Kunst des Maßhaltens versteht? Umso mehr gilt es dann Maß zu halten, freigebig zu sein und die Ehre zu verteidigen.
„Wer kärglich sät, wird kärglich ernten!“ Manch unzüchtige Zunge versteht diesen Satz zu ihrem Vorteil. Liebe Leute, seid klug und weise und verstehet den Sinn dahinter! Nicht derjenige, der seinen Samen ohne Verstand verteilt, wird daraus Vorteil schöpfen können. Wer das tut, nur um seine Lust zu stillen, der spielt nur einem in die Hände, und zwar dem Bozephalus! Denn es ist der Bozephalus, der sich hinter ungezügelter Lust versteckt hält, so dass wir in unserer Begierde nach dem Reiz des Fleisches, nach der Erfüllung eines kleinen Todes nichts anderes mehr wahrnehmen als die entrückende Verzückung der tierischen Bewegungen unseres Körpers. Es geht nicht darum, über das Maß hinaus den Samen zu verteilen, es geht darum, weise zu entscheiden, wo der Schössling sprießen soll!
Mancher Mann begibt sich allzu oft in die Arme einer Frau. Dem Manne ist es eigen, denn er kann es, so wie der Hund das Bein an jeder Ecke hebt, aber er soll wohl bedenken, dass jeder Bastard ihn weiter in die Enge treibt und er seiner Ehre mancherlei Schaden zufügt! Denn es liegt auch an ihm, den Namen rein zu halten.
Die Frau aber soll rein bleiben, bis sie den Bund schließt, denn es liegt an ihr, Erben für den Mann zu gebären. Jeder Mann und jede Frau hat die Pflichten und die Rechte zu wahren. Das Recht des Mannes soll es ein, tun zu dürfen, was die Frau nicht darf, und die Pflicht soll sein, nicht über die Strenge zu schlagen. Das Recht der Frau soll sein, ihrem Mann Erben zu schenken und ihn zu bestärken und das Heim stets auf seine Ankunft hin vorzubereiten. Ihre Pflicht soll es sein, in seiner Abwesenheit die Keuschheit zu pflegen und den Schabernack dorthin zu verbannen, wo er hingehört, und nicht an ihm teilzuhaben. Denn der Schabernack ist dörperlich und zeugt nicht von höfischer Sitte, denn wenn das Dorf das Tanzbein schwingt und mancherlei verderbliche weibliche Höhle von bäuerlicher Forke durchhakt wird, ziemt es sich nicht, die Erfüllung der Begierde nach dem einzigen Mann in anderen Armen zu suchen. Denn die sechste Versuchung ist die Unzucht:
Hüte Dich vor wilder Hurerei und rasender Leidenschaft, denn sonst betrügst Du Dich um die wahre, hohe Liebe.
Es geht nicht nur um die Befriedigung des Fleisches, sondern vielmehr darum, dass der Eyne immer unter uns weilet und unter seinem Auge der Bund geschlossen worden ist zwischen Mann und Frau. Und wer unzüchtigen Lebenswandel zeigt, der stellt sich gegen den Eynen und spielt dem Bozephalus in die Hände.
Der ritterliche Mann soll ausziehen in die Welt und ritterlich leben. Wer sich verliegt, dem schadet es auf kurz oder lang mehr, als ihm lieb ist. Er soll die Arme der Frau nicht verschmähen, doch sollen diese Arme ihn nicht dazu bringen, länger als nötig zu verweilen!
Und die Dame soll loslassen können und auf die wohl verdiente Rückkehr des Mannes warten, um ihn erneut zu empfangen, wenn er von langer Fahrt heimkehrt, und sie soll in Keuschheit leben. Tut sie das nicht, so wird der Mann spätestens dann, wenn er seinen vermeintlichen Sohn in den Armen hält, an der missgestalteten Nase des Kindes erkennen können, dass es nicht seine Nase war, die den allzu verführerischen Duft der Rose genossen hat.
Nun denn, seid Euch der vorangegangenen Worte bewusst und haltet sie hoch in Euren Herzen, denn nun gilt es, Euch zu gemahnen an die Zeit, die nun vor Euch liegt.
Hat jemand etwas gegen das uns allen nun bevorstehende Versprechen der beiden, die hier stehen, vorzubringen?
Hiermit wende ich mich an die beiden Menschen, die heute verkünden wollen, dass in nicht allzu ferner Zeit der Bund zwischen ihnen geschlossen werden soll.
Jakob... Ihr werdet, so wie es der Anstand und die Sitte verlangt, die Euch Anzutrauende in Ehren halten und ihre Ehre verteidigen. Ihr werdet bis zur endgültigen Schließung des Bundes zwischen Euch und der Dame ihr gegenüber nicht unzüchtig handeln und ihr nicht länger beiwohnen, als es gebührlich ist. Und Ihr werdet ihr in der nun kommenden Zeit die Treue halten, die nur ein schwaches Abbild der Treue sein wird, die Ihr ihr entgegen bringen werdet, wenn der Bund geschlossen wird.
So antwortet nun mit den Worten: „Ja, das werde ich tun.“
Avelind... Ihr werdet, so wie es der Anstand und die Sitte verlangt, den Euch Anzutrauenden in Ehren halten und nichts tun, was seine Ehre schmälert oder gar zunichte macht. Ihr werdet bis zur endgültigen Schließung des Bundes zwischen Euch und dem Herrn Eure Keuschheit bewahren, auf dass Ihr allen anderen, auch dem Euch Anzuvertrauenden, die Umarmung verwehrt. Und Ihr werdet ihm in der nun kommenden Zeit die Treue halten, die nur ein schwaches Abbild der Treue sein wird, die Ihr ihm entgegen bringen werdet, wenn der Bund geschlossen wird.
So antwortet nun mit den Worten: „Ja, das werde ich tun.“
So bitte ich Euch nun, Avelind, Eurem Anzuvertrauenden den Pfand zu geben.
So bitte ich Euch nun, Jakob, Eurer Anzuvertrauenden den Pfand zu geben.
Wohlan denn, es ist vollbracht. So haltet das Gelobte in Ehren, denn:
Der Eine weilet unter uns – zu allen Zeiten.