Da war mal wieder der Ritter Einar von A. Er war in seiner Zeit als Knappe jahrelang mit dem Kriegszug seines Herren gezogen und hatte daher viel Erfahrung mit der Heeresführung. Das hatte sein jetziger Lehnsherr auch gehört und als der eine Armee aufstellen musste, ließ er unseren Einar kommen.
So befand sich der gute nun im Sammellager und wartete, dass alle Teile der Armee eintreffen sollten. Er hatte sich ein paar Verwaltungsschreiber mitbringen lassen. Und ließ sich alles aufschreiben, was da so eintrudelte.
Die Armee die sich dort sammelte war ungefähr vier Mal so groß, wie jede Armee, die unser Einar ja gesehen hatte. Schon am achten Tage kamen Meldungen aus dem Tross, dass der Lagerbrunnen erschöpft sei und die Leute in der nächsten Stadt jammerten, wenn man dort das Wasser holte.
Da musste das Lager wohl verlegt werden.
Es hat dann zwei Tage gedauert, bis das Lager abmarschbereit war.
Am dritten Tage dauerte es bis zum Nachmittag, bis man die letzten Wagen aus dem Schlamm gezogen hatte. Die Wiese, auf der sie gelagert hatten war inzwischen eine einzige Schlammwüste. Auch die ersten Krankheitsfälle gab es schon, es hatten wohl einige Soldaten aus dem Bach getrunken, der hinter dem Lager verlief. Leider war der nach nunmehr zehn Tagen durch Abwässer und Exkremente von 800 Soldaten und noch drei Mal soviel Tross hoffnungslos verseucht.
Durch den riesigen Tross war der Heereszug viel langsamer geworden als erwartet. Immer wieder fielen Wagen aus dem Tross aus. So hatte man auch mit Einbruch der Nacht keinen geeigneten Lagerplatz erreicht und rastete einfach an der Landstrasse. Dadurch war das Lager nun über eine Meile lang. Aber wenigstens gab es einen Brunnen in der Nähe.
Leider stand der Eimer des Brunnens bis zum Morgengrauen nicht still. Denn ein Eimer fast nur fünf Liter und jeder Mann brauchte so ungefähr zwei. Dazu brauchten die Pferde zehn Liter und die Ochsen noch wesentlich mehr. Und dann sollte auch noch das ganze Viehzeug vom Tross versorgt werden.
Wie auch immer, auf jeden Fall erreichte der Heereszug seinen Bestimmungsort. Es galt eine Burg zu belagern. Das hatte Einar schon ein paar Mal gamacht. Diese war allerdings ziehmlich groß und schien endlose Vorräte gebunkert zu haben. So mussten die Belagerer sich immer wieder was neues Ausdenken um nicht selbst zu verhungern oder in ihren eigenen Exkrementen zu ersticken.
Einar hatte auch schon ein paar Erstürmungen probieren lassen, aber mit dem Rammbock kamen sie nicht bis zum Tor durch, geschweige denn, das dort genug Platz gewesen wäre, um einen ausreichend großen Rammbock zu betreiben. Die Sturmleitern, die sie versucht hatten zu bauen, waren bei der benötigten länge leider so wackelig, dass die Leute schon bei den Trockenübungen im nahen Wald herunter fielen.
Einar hatte auch schon ein paar Briefe an seinen Herrn verfassen lassen, in denen er seine Lage schilderte.
Sein Herr hatte angeboten Mieneure zu schicken und wollte von Einar wissen, wie viele er brauchen würde. Einar wusste aber nur, dass das die Kerlchen mit den lustigen, flachen Helmen waren. Und da er keine weitere Bildung besaß hatte er keine Chance zu schätzen, wieviel Mann wohl nötig wären um einen Tunnel von öh ... ääh ... naja so ungefähr ein Acker länge ... in keine Ahnung wie tief und überhaupt. Und ob das bei diesem Boden überhaupt ginge. Da war Einar ratlos.
Zum Glück schickte ihm sein Herr irgendwann einen Beschussmeister.
Der konnte Entfernungen mit dem Auge richtig messen. Der wusste wie man Belagerungsgerät baut. Der wusste sogar, wie man es einsetzt, ohne, dass der Feind es gleich ausschaltet. Der konnte auch sagen wie das mit den Mieneuren geht. Der kannte auch noch ganz viele andere tolle Sachen, die man gegen eine Burg einsetzen konnte, von denen Einar noch nie was gesehen hatte. Und er kannte auch über einhundert Geschichten, von Burgerstürmungen.
Der musste wohl schon seit Jahrzehnten auf den größten Schlachtfeldern dieser Welt zu Hause sein, dachte Einar. Aber dazu war der eindeutig zu jung.
Zuletzt geändert von Bruder Baugius am Do Okt 28, 2004 21:18, insgesamt 1-mal geändert.
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