Das Königreich Markedonien

So sei verkündet, dass das große Konzil der Neuordnung abgeschlossen ist.
Vernehmt im Segen Thalans, was durch seine Diener besiegelt sein möge, um den Glauben und seine Gläubigen zu stärken.

Seine Hoheit Cynan V. Herzog von Cardis und seine Eminenz Procurator Arborum traten am Morgen diesen Tages, der in Zukunft als Feiertag der Erneuerung in Cardis von allen Thalemannen begangen werden soll, auf den Balkon der fürstlichen Residenz von Torchestune.
In den Händen zeigten sie eine knapp ein Schritt große Bulle und ein großes schweres Buch.
Das eine war die Urkunde mit den Erlassen und in dem Buch eine Begleit-Sammlung von allen Regeln und möglichen Spitzfindigkeiten.

Auf der Bulle war noch Platz gehalten für vier Siegel und die Hoheiten wollten das anwesende Volk an der Besiegelung teilhaben. Und so brachten verschiedenste Gesandte und Würdenträger Wachs, Siegel, Tiegel und allerlei Werkzeuge. Jeder Schritt wurde dabei zelebriert und von Liedern und Gebeten begleitet.
Schließlich erhob Arborum einen Tiegel mit Wachs und ließ in auf die Bulle laufen.

Mit diesem Siegel seien alle geeint, die im Namen Thalans Heilung und Trost spenden.
Ihr möget die erste Gemeinschaft in seinem Namen sein. Kümmert euch um das Wohlergehen der Gläubigen, seid die tröstende Hand Thalans.

Und während Cynan das Siegel in das Wachs drückte, sprach Arborum

Ihr seit die Heiler, der Segen des ersten Siegels, im Namen Thalans Spross des Glaubens

Auf dem Platz jubelten die Menschen und es wurde das erste Banner gehisst, das in Zukunft für den Orden des ersten Siegels stehen sollte.
Daraufhin nahm Arborum einen zweiten Tiegel mit Wachs und ließ in auf die Bulle laufen.

Mit diesem Siegel seien alle die geeint, die im Namen Thalans Schutz für Gläubige und Glauben bedeuten.
Ihr möget die zweite Gemeinschaft in seinem Namen sein. Verteidigt jeden, der im Namen Thalans spricht,
alle Orte, die seinem Namen geweiht sind und jeden, der auf seinen Wegen wandelt. Ihr seit sein Schwert und sein Schild.

Und während Cynan das Siegel in das Wachs drückte, sprach Arborum

Ihr seit die Krieger, die Reiter des zweiten Siegels, im Namen Thalans Verteidiger des Glaubens

Wieder gab es Jubel und das zweite Banner wurde gehisst. Viele Priester stimmten Gesänge an. Zwei weitere Tiegel wurden vorbereitet. Arborum nahm den dritten Tiegel und sprach

Mit diesem Siegel seien alle die geeint, die im Namen Thalans den Glauben erhalten. Ihr möget die dritte Gemeinschaft in seinem Namen sein.
Ihr sollt das Gedächnis des Glaubens sein, seine Tradition bewahren, die Ahnen ehren und das Wissen mehren.

Ihr seit die Gelehrten, Sehender des dritten Siegels, im Namen Thalans Hüter des Glaubens

Nach diesen Worten und nachdem auch ihr Banner gehisst wurde, traten weitere Personen auf den Balkon. Sie trugen Gewänder in den Farben der Orden. Arborum sprach über jeden einen kurzen Segen, bevor er sich wieder an die Menge richtete.

Sehet hier diese Männer und Frauen stehen. Sie sind die Komturen und Würdenträger der Orden und auch wenn die Orden ihre Aufgaben einzeln begegnen werden und sie unabhängig sein sollen, so sind sie doch ungeteilt unter Thalan. So sollen sie einen Rat bilden, der die Geschicke ihrer Orden abstimmt und stärkt.

All dies soll nun durch das vierte Siegel beschlossen werden. Jeder Orden in seiner Aufgabe geeint in der Gemeinschaft, durch den Segen Thalans, so sei es!

Die Bulle mit den vier Siegeln und das schwere Buch mit den Ordensregeln wurde wieder in die Residenz getragen. Seine Hoheit Cynan verließ ebenfalls den Balkon und überließ den Geistlichen den Platz.
Und selbst wenn nun die Neuordnung besiegelt worden war, wußten die Komturen, dass ihre eigentlich Arbeit nun erst beginnen sollte.

Im Anschluss an die Feierlichkeiten begannen die Audienzen beim Herzog. Er hatte den Orden Ländereien versprechen, doch war insbesondere dem zweiten Siegel klar, dass diese Medaille zwei Seiten haben wird.

Baron Sebastian Drake zu Horneburg, der Komtur des zweiten Siegels schaut sehr nachdenklich in die Zukunft. Während den Feierlichkeiten hält er sich eher im Hintergrund.
Seine Gnaden wartet darauf, dass ihm eine Audienz beim Herzog gewährt wird.

Die Komturen der Orden wurden in den Saal geführt.
In seiner Mitte war eine große Karte des cardisischen Herzogtums ausgebreitet. Sie war mit allerlei Miniaturen und Fähnchen belegt,
Fäden waren gespannt und auch einige Beschriftungen waren hinzugefügt.

In einer Ecke stand Arborum und hörte einer größeren Zahl hohen Priestern zu, die teils jammernd teils fordernd auf die Karte klopften.
Es waren offensichtlich Würdenträger, die im Zuge der nicht öffentlich gemachten Reformation Teile ihres Einflusses eingebüßt haben.

Meine werten Kollegen, ich verstehe eure Anliegen, aber wie ihr wisst, war die Neuordnung unumgänglich!
Der Zusammenschluss des Herzogtums und der immer größer werdende Druck der Ceriden aus dem Norden lässt uns keine andere Wahl.
Vor allem ist die Neuordnung der Orden keine Untergrabung eurer Befugnisse. Auch in Zukunft ist der Großteil der klerikalen Einrichtungen
direkt Thalan und seinen Töchtern geweiht und untersteht somit der alten Ordnung. Die Orden wurden lediglich anders geordnet.

Er verwies auf blaue, weiße und schwarze Steine auf der Karte. Das schien die Anwesenden jedoch nicht wirklich zu beeindrucken und sie plapperten wieder durcheinander.
Mit einer seelenruhe, die wohl kein zweiter in diesen Landen besaß, hörte er sich ihre Argumente an, auch wenn sie nichts an den Entschlüssen ändern würden.
Herzog Cynan kam den Komturen entgegen und wies sie an die Karte zu treten. Ein kurzer Blick zwischen ihm und Arborum wurde ausgetauscht und Arborum dirigierte die Priester vor die Tür, ohne dass sie merkten, dass sie grade ausgeschlossen werden sollte. Mit einer kurzen Verabschiedung ließ er die Tür schließen und gesellte sich wieder an die Karte.
Mit einer unerschütterlichen Würde, die er von seinem Vater geerbt hatte, sprach Cynan zu den Anwesenden

Nun ist es also besiegelt. Ihr steht vor mir als Komturen der cardisischen Orden. Seit euch meiner besten Wünsche gewiss.
Es werden schwierige Aufgaben vor euch liegen, lasst uns also nicht in zu großer Freude ausschweifen. Wir können dieses nachholen,
wenn die Erneuerung auch bei den letzten Gläubigen in den entfernstesn Winkeln unserer Lande angekommen ist.
Davor sind die Siegel nichts wert!

Er ließ seinen Blick auf die Karte gleiten. Alle Stätten der alten Orden und Gemeinschaften waren markiert und neben ihnen lagen schon die Symbole der neuen Orden.

Ihr seht, dass die Stätten bereits aufgeteilt sind. Kleine Kapellen, Klöster, Bibliotheken, selbst Burgen und Wehranlagen werden bald zum Besitz der neuen Orden gehören.
In den Verträgen habe ich zugesagt, dass selbst Länderein gestiftet werden sollen, damit die Orden unabhängiger werden können.
Damit sie ihren Auftrag im Blick haben und nicht von weltlichen Dingen abgelenkt werden mögen.
Damit kein Außenstehender Einfluss auf ihr Werk nehmen kann.
So wisset jedoch, dass ich immernoch ein waches Auge auf alles nehmen werde, was in meinen Landen geschiet!
Es bleiben cardisische Lande und so steht ihr nicht über mir. Jedes Siegel hat geistliche und auch weltliche Verantwortung, vergesst das nie!

Er machte eine kurze Pause und sprach in einem freundlichen Ton weiter. Dabei zeigte er wieder auf die Karte

Das erste Siegel erhält die meisten Klöster und ist am weitesten verteilt. Jedes Kloster wird im Umkreis Land zugesprochen, auf dem ihr wirtschaften könnt, sodass jedes Kloster unabhängig ist. Desweiteren erhaltet ihr hier in Altvinyaard ein großes Gut, wo euer Stammsitz sein soll.
Das dritte Siegel erhält Zugang zu den alten Archiven in den großen Städten, in jeder Stadt werden Kopierstätten und Kapellen eingerichtet, ihr erhaltet auch weitere Landsitze, wo die neuen Bibliotheken aufgebaut werden mögen, und als Stammsitz erhaltet ihr die Ludwigshöhe bei Cardis.

Kommen wir nun zum zweiten Siegel. Diese drei Stätten sind zwar für euch gedacht, aber ich habe eine Aufgabe,
bei der ihr euer kriegerisches Geschick beweisen möget.
Hier im Süden unseres Landes zwischen Altvinyaard und der Mark liegt Glenshire.
Es bietet Zugang zum Meer und liegt an einem breiten Pass über das Gebirge, es ist fruchtbar und wäre ein hervorragendes Gut für den Stammsitz des zweiten Siegels.
Jedoch ist dort die Situation in den letzten Jahren etwas schwierig geworden.

Großkomtur Drake, beweist dass Ihr bereit seid, diesen Orden zu führen,
und dass Ihr die Ordnung in Glenshire wieder herstellen könnt.
Seit erfolgreich und erhaltet alle Ehren, die ein so großes Gut versprechen.

Cynan gab ein Handzeichen. Eine Seitentür wurde geöffnet und über ein Dutzend Krieger betraten den Saal. Sie waren gerüstet wie Ritter.

Dieses ist der ritterlichen Ordens von Thalan. Das Volk nannte sie auch oft einfach nur die Perlenritter.
Sie sind die tapfersten Kämpfer, die ihr in Cardis finden könnt und unterstehen nun nach der Neuordnung eurem Befehl.

Drake schaut von der Karte auf und scheint seinen Augen nicht zu trauen.
Denn einer der Perlenritter ist sein Schwiegervater, der Herr Konrad von Berlinger. Beide Männer schauen kurz zu seiner Hoheit Cynan und als dieser wohl keine Einwände hatte, gehen beide auf einander zu, geben sich dann die Hände.
Drake begrüßt den Herrn Konrad.

„Thalan zum Gruße Konrad. Das Schicksal und Thalan meinen es gut mit Euch ehrenwerter Schwiegervater. Es ist schon lange her, dass wir uns sahen.“

„Wohl wahr Sebastian. Wie geht es meinen Töchtern, vor allem Sophie, Eurer Gemahlin?
Wobei ich glaube, die persönlichen Fragen können wir auch später klären.“

Drake nickt und wendet sich wieder seiner Hoheit Cynan zu.

„Eure Hoheit, der Orden des zweiten Siegels wird in Namen Thalans und in Eurem Namen wieder Ordnung und Recht nach Glenshire bringen.
Mitte des Achten Mondes dieses Jahres wird der Angriff auf die Gesetzlose beginnen.“

Wohl an. Ich gehe davon aus, dass durch die Feierlichkeiten der größte Teil der Hauptmänner und ein erheblicher Teil der Männer des zweiten Siegels vor Ort sind,
somit habe ich mich entschieden, Euch diese Residenz bis zu Eurem Aufbruch zu überlassen.
So solltet ihr keine Zeit verlieren und könnt umgehend mit der Planung beginnen.

Der Herzog drehte sich kurz um und gab ein Wink, wodurch mehrere Diener aus den Ecken sprangen.

Ich werde morgen abreisen. Falls keine dringenden Anliegen offen stehen, erwarte ich Euch nach erfolgreicher Aufgabe in Cardisstadt.

Mit diesen Worten verabschiedete sich Cynan von den Anwesenden.
Arborum blieb noch und kümmerte sich wieder um einige Kollegen.

Drake lässt wirklich keine Zeit verstreichen. Zusammen mit den Herren Konrad von Berlinger, Sir Gerd von Blaukiefer, Sir Bernhard von Jungheim und Wadug begann die Planung für den Feldzug.

In den nächsten Tagen wurden alle Karten von Glenshire und alle Informationen über den Feind studiert. Mit etwas Überraschung wurde bekannt, dass Drake den Herrn Konrad von Berlinger zum späteren Burgvogt von Glenshire ernannte und somit zum Stellvertreten vom Großkomtur Drake in Glenshire wird. Dies soll auch das Einzige sein was von der Besprechung bekannt wird.

Hat das was damit zu tun, dass der Herr Konrad der Schwiegervater von Drake ist, oder ist dies eine politische Entscheidung gewesen.
Und schon ist die Gerüchteküche wieder voll in Gang.