Das Königreich Markedonien

Am 20. Tage des vierten Monats des Jahres 1205 wird Tewdor III. zu Cardis aus dem Geschlecht der Rhonwen, 41. Fürst über Cardis seit Waljan dem Weisen, bestattet und zu seinen Ahnen überfahren.

Die Krönung seines ältesten Sohnes Cynan von Cardis ist am 30. Tage geplant. Zu dieser ist der Hochadel des Königreiches geladen.

An diesem Tage fand nun schießlich die Bestattung des alten cardiser Fürsten Tewdor III. - besser bekannt als Lycon - statt.

Sämtlicher cardiser Adel und weiteres Volk war anwesend als die Prätorianergarde den geschlossenen Sakrophag vom Schloss zum Ufer des Flusses, der an Cardisstadt vorbeifließt, geleiteten.
Am Hafen empfingen Cynan und die engste Familie den Totenzug und sie übernahmen das letzte Stück des Geleits auf das vorbereitete Schiff, auf dem viele persönliche Gegenstände und andere Kostbarkeiten angehäuft waren.

Der Sarkophag wurde mitten auf dem Schiff auf einem großen Scheiterhaufen aufgebarrt und dutzende Yddpriester, allen voran Hohepriester Arborum, begannen ihr Werk.
Gebete wurden gesprochen und jeder Winkel des Schiffes mit einem speziellen leicht flammbaren und nach verschiedenen Kräutern wohlrichenden Öl begossen.
Jedes Familienmitglied warf noch ein Bündel an Bord, in dem der letzte Gruß an den Verstorbenen eingewickelt war. Abschließend trat Cynan vor und warf noch ein Beutel mit Münzen an Bord
"Möge Deine Überfahrt Dich zu Deinen Ahnen bringen und mögen Sie Dich gebührend an ihrem Tisch empfangen. Leb wohl, Vater, Deine Taten werden nie vergessen werden. Thalan sei mit Dir."
Nach einer halben Stunde waren die Gebete gesprochen und das Schiff wurde auf das offene Wasser gezogen.

Überall in Cardis erklangen Fanfaren. Bogenschützen machten sich bereit und entzündeten ihre Pfeile. Cynan nahm seinen Bogen und schoss einen brennenden Pfeil auf das Schiff ab. Ihm folgte die restliche Familie mit ihren Schüssen.
Danach gab Cynan ein Kommando und die Bogenschützen erhellten mit ihren Pfeilen kurzzeitig den Himmel und übergaben das Schiff nun endgültig den Flammen.

Dichter Rauch verschlang das Schiff, als würde es in eine andere Welt verschwinden. Nach kurzer Zeit war alles vorbei.
Cardistadt wurde still und das Wasser des Flusses war ganz ruhig, das Schiff war verschwunden.

"Der Fürst von Cardis hat seine letzte Reise angetreten."

Langsam verließ man das Ufer. Nun begann die einwöchige Gedenkzeit.

Die Vorbereitungen zur großen Krönung des neuen Fürsten zu Cardis laufen auf Hochtouren. Die ganze Stadt wird herausgeputzt und seit Tagen schon werden die Vorratslager gefüllt.

Mit dem Eintreffen der ersten Gäste in Cardisstadt wird in den nächsten Tagen gerechnet.

Am 30. Tage des vierten Monats war es nun endlich soweit.

Überall in den Strassen von Cardisstadt wurde gefeiert. Es kamen Bürger aus dem ganzen Fürstentum. Zwar bekam das gemeine Volk von der Zeremonie der Krönung nichts mit, doch erwartete man mit Spannung den traditionellen Zug durch die großen Strassen der Stadt.

Die Zeremonien der Krönung begannen schon am frühen Mittag. Mit Segnungen, Waschungen und dem Anlegen der Krönungsgewänder.
Am späten Nachmittag erwarteten die geladenen Gäste, die aus dem ganzen Königreich angereist waren, Cynan im Schloss von Cardis.

Die eigentliche Krönung ging relativ schnell. Cynan sagte einen langen Eid auf, in dem auch die Erbfolge bis zum ersten Fürsten Waljan beschrieben wurde. Selbstverständlich wurde dieses sehr ausladend untermalt und auch viele Priester schritten mit Weihrauch durch den Saal. Cynan erhielt seine Insignien, unter anderem auch das Schwert seiner Vorväter, das Schwert, das damals schon Waljan gute Dienste geleistet haben soll, und als letztes erhielt er die Fürstenkrone von Cardis.
Dutzende Fanfaren spielten auf, so dass auch die Menschen in den Strassen erfuhren, dass sie endlich wieder einen neuen Fürsten hatten.
Hohepriester Arborum trat vor den Fürsten und segnete ihn im Namen Thalans, auf dass er ihn immer auf seinen Wege begleite und ermahnte ihn gleichzeitig, die Gläubigen, ihre Priester und den Glauben an Thalan zu schützen. Auch diesen letzten Schwur legte Cynan ab.
Der Hohepriester entfernte sich und nun wurde endlich zum ersten Mal sein ganzer Titel laut ausgesprochen

Sir Cynan V., Sohn von Tewdor III. des Hauses Rhonwen, 42. Fürst von Cardis in direkter Linie von Waljan dem Weisen, Graf von Thamfurt, Herr der Stadt Cardis, Sieger über den Schatten, Bewahrer des Glaubens


Nun trat der Wappenkönig des Fürsten Cynan vor und las Namen von einer Liste.
Nacheinander traten die hohen Adligen des Fürstentums vor und erneuerten ihren Lehnsschwur auf Cynan.



Später folgten die traditionellen Züge durch die Strassen der Stadt, in der der Adel Zeit hatte, sich auf die Festlichkeiten am Abend vorzubereiten,
die Vereidigung der Garde
und natürlich das Fest auf dem Schloss, bei dem Fürst Cynan die hohen Gäste standesgemäß begrüßen konnte.
Alles in Allem werden die Feierlichkeiten in Cardisstadt noch zwei weitere Tage andauern, bis Fürst Cynan alle weiteren Audienzen anlässlich seiner Krönung gehört hat.