Gerade ist es voll auf dem Dorfplatz von Skonekerken. Wer konnte, hat sein Handwerk ruhen lassen und schaut, was da so läutet auf dem Platze. Ist es etwa der Herr von der Keilersburg, der da etwas zu verkünden hat oder sein Büttel? Bald soll wohl Hochzeit gehalten werden. Und es sind schon Herren angereist von Fernher. Man sagt, dass sogar aus dem fernen Sommerlund Herren kamen. Ja, selbst einen Lothanier soll der Ruf der Blutmühle von Bogenthla hierher geführt haben.
Aber nein, da hat man sich zu früh gefreut. Es ist aber dennoch ein Grund zur Freude. Der Eyne hat einen seiner Söhne geschickt, einen Pretoriusaner, wie es scheint.
Gebeugten Kreuzes steht er da, auf einen Stock gestütz, eine große Glocke leutend. Nein, dieser Mönch ist seinem Herr ein treuer Diener. Nichts trägt er bei sich als diesen Stab. Die Bimmel ist wohl vom Hirten. Und wie der Schweinehirt die Schweine um sich sammelt, sammelt dieser hier seine Schäfchen.
Immer voller ist es geworden auf dem Platze und nun erhebt er seine Stimme. Klar und deutlich, mit einem fremden Akzent aber. Wie man ihn von den Beliquessen kennt.
"Ihr Kinder des Eynen, ich bin gesandt euch Zeugnis abzulegen vom Willen des Eynen. So höret alle was ich zu sagen habe."
Da geht ein Raunen durch die Leut. "Was kann der Eyne uns kleinen Würmern denn sagen wollen?" hört man hier murmeln, "Oh Eyner, deine Gnade sei mit uns, erbarme dich unser" dort und auch dieses und jenes kleine Stoßgebet.
"So nehmt denn auf meine Worte und bewahret sie tief im Herzen. Denn es war grad neun Nächte her, dass mir der Heilige Jonathan im Traume erschien." Ein Raunen geht durch die Skonekirkener. "Und was er mir da offenbarte war Graus und Schrecken. Er zeigte mir ein Dorfe, das eurem bis aufs kleinste glich. Und es war geheißen Skonekirken." Stille. Keiner wagt auch nur einen Mucks. Was erzählt dieser fromme Mann? Kann das wohl sein?
"Und weiter sah ich einen Herren hierher reiten. Einen Herren, der da sein Haupt hoch in der Luft trug und sich selbst ach so gefiel wie ein stolzer Pfau. Und wie der heilige Jonathan mit mir über den Häuptern des Dorfes schwebte sprach er zu mir, dass dieser Herr ein dunkles Geheimnis trüge. Er komme aus einem fremden Lande. Verbannt wurde er, so sehr hat er gefrevelt, dass dieses nicht ausgesprochen werden soll. Und mit sich brachte er nicht nur sein Schwesterweib. Nein. Er brachte das Verderben mit sich.
Da hielt der Heilige Jonathan inne und mein Blick fiel auf den Herren zurück. Ihm hintendrein stapfte ein Weibsbild. So war es. Und sie gingen geradezu gen jene Burg, die da über eurem Dorfe liegt. Jene Burg, die ein Trutz der Frömmigkeit wider den Bozephalus ist."
Ein Weib beginnt zu weinen. Es wirft sich auf die Knie und betet wimmernd um Gnade.
"Ja, ihr getreuen Kinder des Eynen und braven Menschen dieses Fleckens. Da war der Traum auch schon vorbei. Aber ich sage euch auch, was ich auf meiner Reise sah. Ich sah, dass dieser Herr wohl schon hier ist und mit ihm das Verderben."
Er zerrt einen Bauer oder Knecht oder desgleichen an den Schultern neben sich.
"Nun seht. Dieser Mann wohnt einige Tage von hier und nennt ein kleines Gehöft sein eigen. Eine Sau war ihm trächtig und es war ihr erster Wurf und groß war seine Freude darüber. Denn er hoffte, die nächsten Winter nicht Hungern zu müssen. Die Sau aber warf an dem Tage, als ein Herr mit gelb-grünen Farben vorbei ritt. Und er nahm nichtt nur, was in sein gieriges Maul passte. Nein, er nahm auch das Weib des Bauern und zerrte es ins stroh.
Der Wurf aber ward kein Schwein. Nein! Eine Ausgeburt des Bozephalus ward es, entsprungen den tiefsten Gründen der Unheiligkeit.
Denn es hatte Zwei Köpfe!"
Da flehten die Versammelten zum Himmel. Allein, der Mönche leutete und es ward wieder still.
"So will ich euch nicht weiter Schrecken und müd bin ich von meinem langen Wege. Ich aber sage euch: Was es mit diesem Ritter auf sich hat, ist mir ein Rätsel. Was er hier will, weiß ich wohl nicht. Ihr aber sollt beten und fromm sein, dass der Eyne sich erbarmt und gnädig zeigt. Hüte sich aber jener, der den Einflüsterungen des Bozephalus nachgibt und der jenen die Tür öffnet, die ihm verfallen sind. So vernehmet die tröstenden Worte des Lumina Prima: Der Erretter aber sah, dass der Bauer reinen Gewissens war und legte ihm seine Hand auf.
Nun gehet in Demut dahin. Denn der Eyne weilet unter uns"
Zu allen Zeiten
_________________ Drum lebe in Demut und Furcht. Denn der Eyne weilet unter uns - zu allen Zeiten
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