Geschäftiges Treiben erfüllte den Hof der Keilersburg, denn einige Gäste ließen schon Packen, was hier und dort zu lautem Rufen und Fluchen führte, da nicht genug Platz vorhanden war um alles ordentlich zu verstauen. Die Feierlichkeiten gingen dem Ende zu und die Herren, wie auch Damen wollten den Heimweg antreten. Lothar stand vor einer der Kutschen und konnte nur den Kopf schütteln über den gesamten Kram den sein Weib mit auf Reisen genommen hatte. Hier und dort hielt er einige Knechte an etwas anders zu packen und auf dieses und jenes aufzupassen, bis er genug davon hatte und Guntelbert diese Aufgabe überließ. Es war ein merkwürdig schwüler Tag und das Luftholen machte ihm einige Probleme, sodass er sich in den Saal begab und sich einen Krug kühlen Most einschenken ließ. Nach Bier war ihm noch nicht, da er das Gefühl hatte, dass seine Zunge in einem dicken flauschigen Mantel gehüllt war. Während er so da stand und versuchte seinen Atem zu regulieren, betrat Herr Gunther durch eine der hinteren Türen den Saal.
,, Vetter, habt keine Angst. So wie es aussieht sind die ganzen Leute bald weg und ihr könnt dann mal in Ruhe durchatmen und den Kopf etwas freibekommen.”
,, Ja Lothar, das will ich mal hoffen. Irgendwann muss es ja mal zum Ende kommen hier. Man fühlt sich ja selbst schon fast fremd in seinen eigenen Mauern. Wohin werdet ihr denn nun aufbrechen? Geht es zurück nach Seegrund?”
,, Letzten Endes wird es das, ja. Doch habe ich beschlossen noch Richard ein wenig auf seinem Lehn zu beglücken, da es immerhin auf dem Weg nach Dunkelbrunn liegt. Vielleicht werde ich auch noch beim Fürstbischof vorstellig, um mal zu sehen wie es meiner Tochter so geht.”
,,Eure Tochter ist bei Lichtenberg?”
Lothar nickte und füllte seinen Krug nach.
,, Ja, das ist sie. Ich weiß auch nicht was ihn geritten hat, sich nach der Fehde mit meiner Tochter als Mündel zufrieden zu geben. Erstens ist sie ein Weib und zweitens nicht die Tochter von Balduin. Mein kleiner Bruder hatte mir davon berichtet. Nun, was soll es. Am Hof des Fürstbischof bekommt sie eine gute Ausbildung und lernt andere Herren und Damen kennen. Mir soll es recht sein.” Lothar grinste.
,,Hm, gar nicht so schlecht, nein.”
,,Gunther.” Lothar trat näher und schaute seinem neuen Vetter auf gleicher Höhe in die Augen, was selten für die zwei Herren war, da die beiden zumeist alle anderen überragten. ,,Willkommen im Haus Dunkelbrunn. Die nächste Zeit sollte gut für euch sein und zögert nicht mir zu berichten wenn ihr etwas habt, was euch bedrückt oder was euch Kopfzerbrechen bereitet. Familie über alles, Gunther.”
,, Eure Worte bedeuten mir viel, Lothar. Es tut gut zu wissen, dass man Menschen hat, auf die man zählen kann und…”
Lothar unterbrach Gunther während er die Bundhaube abnahm und sich mit der Hand durch die fettigen Haare fuhr. ,,Gunther, ich würde es sehr begrüßen, wenn ihr es schaffen könntet bis zum Ende des Sommers bei meinem Bruder auf der Feste Dunkelbrunn vorstellig zu werden. Meine werte Mutter würde sich auch freuen euch kennen lernen zu können. Die Blutfehde hat einige Löcher in die Hausmannschaft gerissen und ich denke doch ich gehe nicht Fehl in der Annahme, wenn ihr nicht zumindest eines davon stopfen könntet. Es würde mich äußerst beruhigen euch von zeit zu Zeit an der Seite meines Bruders zu wissen. Ihr wisst , er ist sehr gebrechlich.” Lothar beobachtete Gunther genau und wartete auf eine Antwort.
Gunther schienen in diesem Moment einige Sachen durch den Kopf zu gehen. ,, Nun, Lothar sicherlich ist das möglich. Ende des Frühlings, nun ich hab einige Pflichten zu erledigen und… nun, die Weberei und ich bin meinem Lehnsherren auch noch einiges Schuldig, also…
,, Sicher sicher Gunther, ich sagte ja auch nur, dass es mich freuen würde. Fühlt euch nicht verpflichtet. Jeder kann verstehen, wenn es euch nicht gelingen würde. Jeder hätte Verständnis dafür. Dafür ist eine Familie ja da.” Lothars Blick blieb unbewegt auf dem Gesicht Gunthers ruhen.
,, Nun, ich denke das sollte sich nun wirklich einrichten lassen, Lothar. Wofür ist man denn diesen Bund eingegangen, wenn nicht dafür. Und die Weberei, nun das wird man schon schaffen.”
,, So mag ich das! Das ist der Geist den ich mir erhofft hatte” Lothar ging einige Schritte auf Gunther zu und schloss ihn in seine Arme. ,,Vetter, ihr seit nicht alleine, vergesset das nicht. Eine Hand wäscht die andere. Und ich bin mir sicher, dass man das mit der Weberei schnell wieder auf die Beine bringen kann. Da hat man schon ganz andere Dinge geschafft! Kommt! Lasst uns noch ein paar Schritte gehen. Habt ihr vielleicht noch fragen?”
_________________ HARK THE HERALD!!!
|